Im Rahmen Ihrer Diplomarbeit „Bildung auf Afrikaans“ im Studiengang Sozialpädagogik, Fachbereich Sozialwesen, reisten im Jahr 2008 drei Studentinnen der Universität Enschede (Saxion Hogeschool Enschede, Niederlande) im Auftrag von OWANAHEDA nach Namibia. Sie sollten sich dort mit der Frage

„Welche Möglichkeiten hat OWANAHEDA die Patenkinder in ihrer beruflichen Perspektive zu fördern und gehen diese konform mit den Erwartungen der Patenkinder?“

befassen. Denn was passiert, wenn die geförderten Patenkinder des Vereins die Schule verlassen? Wie sehen die möglichen Wege mit und ohne Abschluss aus? Die Ergebnissen möchten wir hier zusammenfassen und darstellen.

1. Fortbildungsmöglichkeiten der Schulabgänger

  • Namcol: Vervollständigung der Schulausbildung, fehlenden Schulabschluss nach Klasse 10 und 12 nachholen. Nachprüfung in „Fehl“-Fächern. Kann sich durch Änderung des Schulsystem in Zukunft ändern. Angebot von drei Berufsausbildungen als Fernstudienlehrgängen im Bereich Verwaltung/Erziehung.
  • Tucsin: Vergabe von Stipendien und Angebot von Aufbaukursen für Schulabgänger. Entwicklung von Kursen mit akademischer oder praxisorientierter Ausrichtung incl. Lehrmaterial.
  • Windhoek Vocational Training Center: Berufliche Aus- und Weiterbildung. Mechanik (Installateur …), Bauwesen, Automechanik, Elektrotechnik
  • Polytechnic of Namibia: Universität für Wissenschaft und Technologie. Fachbereiche „Management und Wirtschaft“, „Kommunikation“, „Ingenieurwissenschaften“, „Informatik“, „Torismus“
  • University of Namibia: Fachbereiche „Landwirtschaft“, „Wirtschafts-/Verwaltungswissenschaft“, „Bildungswesen“, „Sozial-/Geisteswissenschaft“, „Jura/Rechtswissenschaft“, „Medizin/Gesundheitswesen“, “Naurwissenschaften“

2. Förderungsmöglichkeiten für OWANAHEDA

  • Fortsetzung des Patenschaftsmodells an weiterführenden Ausbildungsinstituten. Verwaltung und Personaleinsatz bleibt wie bisher. Zusätzlich Unterstützung bei Anmeldeverfahren und allgemeine Betreuung
  • Finanzierung einer zusätzlichen Arbeitskraft für die Betreuung und Begleitung der Fortbildungsbewerber.
  • Kooperation mit Tucsin, die bereits die Betreuung und Begleitung von Fortbildungswilligen/fähigen übernehmen.

3. Auswertung der Patenbefragung

  • 46% Erziehung durch Großmutter, 41% Erziehung durch Mutter
  • Ziel der Paten ist Abschluss der Klasse 12 , wird aber nur selten erreicht
  • 92% gaben an, nach der Schule Hausaufgaben zu machen
  • Bezug Freizeitaktivitäten zu Berufswunsch ist gering
  • Berufsinteresse bei ¾ „Erziehen, pflegen, verarzten“
  • 71% Berufsinteresse an „Managen“
  • Wichtige Berufsfaktoren sind Versorgung der Familie (88%), Einklang von Beruf und Famile, sowie Beförderungsmöglichkeit (83%), Regelmäßige Bezahlung auf Platz 5 und als letztes viel Freizeit
  • Traumberufe liegen im medizinischen Bereich (Arzt, Chirurg …), Wirtschaft (Manager, Buchhalter) aber auch Ingenieur, Anwalt, Schreiner …
  • Einschätzung der Chance auf Traumberuf bei 83% exzellent

4. Auswertung Experteninterviews

  • genauere Beschreibung des Schulsystems (Unterrichtsfächer wie LifeSkills oder chareerchoices)
  • Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung werden als gut eingeschätzt
  • Auch Finazierungsmöglichkeiten sind vorhanden (Staat, privat)
  • Zahl der erfolgreichen Schulabschlüsse liegt zwischen 25-40%
  • Ursachen wir schlechte Abschlussquote: Hohe Lehrerfluktuation, schlechte Schülermotivation und Disziplinprobleme (durch eigene Lebensumstände), schlechte Lehrermotivation
  • Unzureichende Vorbereitung der Schüler an den Primary Schools auf die weiterführenden Schulen (teilweise bedingt durch halbautomatisches Versetzungssystem)

5. Schlussfolgerungen

  • schlechte Vorraussetzung der Kinder für guten Schulabschluss durch eigene Lebenssituation
  • Schlechte Motivation und Disziplin sind Folgen der Lebensumstände
  • Geringe Abschlussquote, dafür folgende Verbesserungsansätze:
    • Familie (kaum möglich)
    • Schule (Verbesserung Lehrerausbildung, Bessere Versorgung der Schüler, Motivationsprogramme)
    • Förderung der Schüler durch Betreuung bei Hausaufgaben, Nachhilfe und Bereitstellung von Räumlichkeiten
    • Wenn Paten einen erfolgreichen Abschluss machen, wäre eine Kooperation mit Tucsin sinnvoll

 Stand Oktober 2008

Fazit für OWANAHEDA:

Ein wichtiges Ergebnis ist, dass nur eine geringe Anzahl (20-45%) von Schülerinnen und Schülern überhaupt einen qualifizierten Abschluss erreicht. Dieser Umstand wurde auch kürzlich noch von der namibianischen Regierung bestätigt.

Daher hat sich der Verein OWANAHEDA zum Ziel gesetzt, die Aktivitäten im Bereich der Schulausbildung verstärken zu wollen. Eine Möglichkeit wäre z.B. die Einrichtung eines Nachhilfeunterrichts, um die Schülerinnen und Schüler besser auf die Abschlüsse vorzubereiten. Über den Verlauf unserer Tätigkeiten werden wir Sie auf unserer Homepage entsprechend informieren.